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Walter Netterscheid
Moto-Cross auf höchstem Niveau

Immer für einen WM-Laufsieg gut“


Netterscheid/Jehle 1989 beim Grand Prix-Lauf in Belgien Foto: Axel Koenigsbeck©

1989 erneut ein Jahr mit erzwungenem Beifahrerwechsel

Relativ glücklose Weltmeisterschaft
Nach dem erfolgreichen Jahr 1988 wollten Netterscheid/Hassold im Folgejahr eigentlich alles noch besser machen. Zum Beginn der Saison hatte Friedhelm Zabel seinen eigenen Zweitaktmotor so weit fertig, dass dieser nunmehr in den Crossgespannen eingesetzt werden konnte. Auch Walter Netterscheid wechselte deshalb von dem bis dahin bewährten vergrößerten Maico-Motor auf den Zabel-Motor. Auch dieser war ein Einzylinder-Zweitakter mit Wasserkühlung, der aus knapp 700 ccm Hubraum eine gut zu verwertende Leistung von etwa 80 PS entwickelte. Diese Motorleistung wurde über fünf Gänge zum Hinterrad übertragen.


Der Zabel-Motor in der Version von 1994

Netterscheid/Hassold nahmen ab Mitte März 1989 bei Ihren Arbeitgebern zwei Wochen Urlaub um in der ersten Urlaubswoche jenseits der Alpen im schon frühlinghafteren Italien ein Intensivtraining zu absolvieren – und einmal im Süden - in der zweiten Urlaubswoche an einem Inter-Rennen in Frauenfeld in der Schweiz teilzunehmen.

Ein Wochenende später ging es nach England zum ersten WM-Lauf der Saison. Im Ersten Rennen gab es einen technischen Ausfall und im zweiten immerhin noch 10 Punkte. Zwei Wochen später in Belgien aus beiden Läufen insgesamt 13 Punkte.

Danach war der WM-Lauf in den Niederlanden und der wurde zum Desaster, nachdem sich die beiden mit ihrem Gespann einen fürchterlichen Überschlag geleistet hatten. Für Walter Netterscheid war der "Abflug" noch glimpflich verlaufen, nicht jedoch für Jürgen Hassold: Der hatte sich einen Rückenverletzung zugezogen und wurde von den Sanitätern abtransportiert. Nach der späteren Diagnose der Ärzte war die Wirbelsäule war mehrfach „angeknackst“.

Lothar Jehle ersetzt Jürgen Hassold

Damit war für die beiden klar, dass Hassold mindestens für den Rest der Saison für den körperlich höchst anstrengenden Beifahrerplatz ausschied. So musste Walter Netterscheid sich kurzfristig einen neuen Beifahrer suchen. Sein ehemaliger Beifahrer Ralf Hoormann war anderweitig nicht mehr abkömmlich. Zum Glück trafen sich die Crosspiloten ja während der Saison regelmäßig zu den Rennen und pflegt dort auch sportlich- freundschaftliche Beziehungen. Als Lothar Jehle aus Ulm-Erbach, der zu der Zeit gerade ohne Chauffeur war, mit Netterscheid ins Gespräch kam, wusste der schon, dass Jehle im Vorjahr als Beifahrer von Dietmar Schmid einige beachtliche Rennerfolge erreichen konnte. Im Hinblick auf Netterscheids hohe Leistungsanforderungen erwies sich dieser Umstand mittelfristig als Glücksfall.

In den nachfolgenden Läufen in Italien, Frankreich und der Schweiz gab es jeweils Ausfälle in den ersten Rennen und in den 2. Rennen immer nur zwischen 5 und 10 Punkte. So gut wie im Vorjahr lief es 1989 nicht, was teilweise aber auch mit den unglücklichen Umständen zusammenhing.

Bei dem Läufen in Dänemark und Finnland war die Punkteausbeute ähnlich. Wo hingegen beim Deutschland-GP die vielen Fans keine Garantie vor dem Rennpech waren, und Netterscheid/Jehle hier ohne Punkte blieben. Beim anschließenden WM-Lauf in der CSSR, wo die Fans wieder auf ihrer Seite standen, lief es dann zum Glück besser. Viel wichtiger war, dass Netterscheid und Jehle sich zunehmend besser aufeinander einstellten: Mit einem 8. Platz im ersten Rennen und einem dritten Platz im zweiten Rennen erreichten sie dort das beste Ergebnis der WM-Saison 1989. Das anschließend letzte WM-Rennen der Saison fand in Österreich statt. Im ersten Rennen hatten sie wieder Pech und es gab keine Punkte. Dafür beendeten sie das 2. Rennen mit dem vierten Platz. Insgesamt wurde 1989 die Weltmeisterschaft mit dem achten Platz abgeschlossen.


Irgendwo bei einem WM-Lauf im Sprung

Deutscher Vizemeister 1989

Zum vierten Mal starteten Netterscheid/Hassold als die Titelverteidiger in Folge. Einige technische Probleme und der schon beschriebene Beifahrerwechsel zeigten jedoch auch hier Wirkung. Hinzu kam die starke Konkurrenz. Insbesondere mussten die beiden gegen Michael Garhammer und Ralf Haas kämpfen die mit ihrem EML-Jumbo-Gespann 1989 nur schwer zu schlagen waren. „Jumbo“, das war der sehr leistungsstarke Zweizylinder Zweitaktmotor von EML, der eigens für den Einsatz im Moto-Cross-Gespann entwickelt worden war und eine Leistung von ca. 120 PS entwickelte. Beim WM-Lauf in Schopfheim stürzten Garhammer/Haas gar schwer und der Arzt hatte Garhammer sechs Wochen Ruhe verordnet. Doch die Tatsache, dass Netterscheid/Jehle immer besser miteinander harmonierten, ließen Garhammer keine Ruhe und schon nach vier Wochen fuhr der zum DM-Lauf nach Erbach um Netterscheid/Jehle punktemäßig nicht zu sehr an sich herankommen zu lassen. Tatsächlich siegten Netterscheid/Jehle in souveräner Manier jeweils vor Weinmann/Weinmann aber der gehandikapte Garhammer erreichte noch einen beachtlichen dritten Platz. Die so gewonnenen Punkte reichten Garhammer/Haas sodann in der Endrechnung, um Netterscheid/Jehle auf den zweiten Platz der Deutschen Meisterschaft zu verweisen.


Inter-Rennen in der Schweiz ...


... noch mit dem holländischen VMC-Fahrwerk aber schon mit Zabel-Motor


Netterscheid/Jehle bei einem WM-Lauf


Kurvenfahrt im Grenzbereich


WM-Lauf in Finnland


In der Deutschen Meisterschaft nahmen Netterscheid/Jehle die Startnummer 1 nicht mit ins nächste Jahr. Im Bild ist noch Jürgen Hassold im Boot, der später verletzungsbedingt seinen Platz für Lothar Jehle frei machte


Trotz dieses Sieges in Aufenau musste sich Walter Netterscheid nach vier Titeln in Folge 1989 mit Lothar Jehle mit dem Vizemeistertilel „bescheiden“. Garhammer/Haas hatten 1989 ein sehr starkes Jahr. Rechts im Bild die Clubfreunde aus Euenheim, Jürgen Knübben und Peter Schneider

1990 wieder in der alten Form

Gewechselt wurde zu Saisonbeginn des Fahrwerk. Nach vier Jahren VMC wurde nunmehr auf ein Fahrwerk von HEOS umgestiegen. Das war das Fahrwerk von Willi Heitmann aus Ostbeveren in Westfalen (HE=Heitmann, OS=Ostbevern), der in den 1970er Jahren selbst Moto-Cross-Gespann-Rennen fuhr. Außer Fahrwerke für Moto-Cross-Gespanne baute HEOS auch schnelle Rahmen für Solo-Geländemaschinen, insbesondere für die Yamaha XT-Motoren. Angetrieben wurde Netterscheids Gespann indessen vom inzwischen noch weiter gereiften Zabel-Motor.

Trotz Pechsträhne noch vierter WM-Rang

Eigentlich fing die WM-Saison recht gut an. Beim Auftaktrennen in Belgien erreichten Netterscheid/Jehle im ersten Rennen den fünften Platz und im zweiten Rennen den Sieg. Mit den insgesamt 31 Punkten begannen die beiden schon einmal auf dem zweiten Platz in der WM-Platzierung. Das ließ ja schon mal hoffen. Der nächste WM-Lauf fand in Frankreich statt und im ersten Rennen ereilte sie schon das Pech mit einem technisch bedingten Ausfall. Im zweiten Rennen bewiesen die beiden mit dem zweiten Platz ihre Klasse.

Die ehemalige CSSR hieß seit der „Wende“ nicht mehr Tschecheslowakei sonder Tschechien (CSFR) Der WM lauf fand immer noch in Oubenice statt und Netterscheid/Jehle wussten, dass sie dort schnell waren. Leider hatten sie in diesem Jahr dort nicht viel Glück. Im ersten Lauf mussten sie das Rennen wegen einer nicht mehr funktionierenden Bremse aufgeben. Im zweiten Rennen mischten sie in der Spitzengruppe mit, verloren jedoch viel Zeit, weil unmittelbar vor Ihnen Wettbewerber aus der Schweiz einen Überschlag hinlegten und Netterscheid ein wüstes Ausweichmanöver weg von der Strecke fahren musste um eine Kollision zu vermeiden. Danach gelang es ihnen dennoch bis auf den vierten Platz wieder nach vorne zu fahren, bis ihnen erneut die Technik einen Streich spielte. Jetzt war es die Antriebskette, die einfach absprang. In den Kurven hatte sich vermutlich die Hinterradschwinge so sehr verdreht, dass die Kette keinen Zugang mehr zum Kettenrad des Hinterrades fand. Zum Glück ließ sich die Kette schnell wieder aufziehen, sodass die beiden dank ihres kämpferischen Einsatzes noch einen achten Platz und sieben WM-Punkte mit nach Hause nehmen konnten. Es waren aber nicht genug Punkte um den dritten Platz in der WM zu halten. Sie rutschten danach auf den vierten Platz.


Lothar Jehle und Walter Netterscheid waren 1990 sehr gut aufeinander eingespielt

Beim Grand-Prix in den Niederlanden in Lichtervoorde sah die Punktebilanz wieder etwas besser aus. Hier erreichten sie im ersten Rennen nach einem schwachen Start „nur“ den elften Rang, im zweiten Rennen zeigten sie mit einem dritten Platz, was in ihnen steckte. Die ersten drei Plätze waren auf dem für Holland typischen Sandkurs durchweg von Niederländern belegt.

In Finnland, der Schweiz, Portugal, Österreich und WG holten sie jeweils um die 20 WM-Punkte. Am Ende der Saison hatten sie 177 Punkte erreicht und damit den vierten Platz in der Weltmeisterschaft. Weltmeister dieses Jahres wurden die Holländer Janssen/van Kessel vor den Deutschen Garhammer/Haas. Dritte wurden die Schweizer Fuhrer/Stettler. Andreas Fuhrer sollte von 1993 bis 1996 noch vier mal die Weltmeisterschaft in Folge gewinnen.

Erneut Deutscher Meister

Bei der Deutschen Meisterschaft hatten Netterscheid/Jehle mehr Glück bzw. weniger Pech als bei der Weltmeisterschaft. Nach der Vizemeisterschaft im Vorjahr hießen nunmehr die Titelträger Netterscheid/Jehle. Für Walter Netterscheid war dieses der fünfte Deutsche Meister-Titel.


Verfolgung eines Wettbewerbers bei einem DM-Lauf


Netterscheid/Jehle erstmals mit einem Heos-Fahrwerk unterwegs. Hier bei einem DM-Lauf





Die Weltmeisteschaft sah sie (8) öfter weit vorne als im Vorjahr ...


... hier beim Rennen in Holland


Interview nach dem erfolgreichen WM-Lauf in der Schweiz


Inter-Rennen in Frankreich

1991 mehr Meisterschaftspunkte

Angestellter bei Zabel GmbH

Friedhelm Zabel hatte mit Walter Netterscheid Großes vor. Nachdem er sich 1990 mit einem Gesellschafter zusammengetan hatte und sein Unternehmen in die Zabel GmbH umfirmierte, mit Edgar Bihler als Geschäftsführer, bot er Netterscheid ab 1991 einen Angestelltenvertrag als „Testfahrer“ - wohlgemerkt nicht als Rennfahrer – an. Walter Netterscheid, der bis dahin ausschließlich als Amateur seinem sehr anstrengenden Hobby nachging, nahm dieses Angebot an und kündigte seinen bisherigen Job als Heizungsbauer. Damit war Netterscheid der erste und bis dahin einzige „Profi“ im Seitenwagen-Cross. Das verband ihn natürlich noch mehr mit Friedhelm Zabel und verschaffte ihm mehr Freiräume für seinen Sport. Das große Ziel war natürlich der Gewinn der Weltmeisterschaft.

Fahrwerkseinstellung mit der „Flex“

Eine richtige Beziehung konnte Walter Netterscheid zu dem im Vorjahr verwendeten HEOS-Fahrwerk nicht finden. Offenbar harmonierte sein persönlicher Fahrstil zu schlecht mit dem Fahrwerk. Zwischen den Trainingsläufen zu einem DM-Lauf in Süddeutschland mitten in der Saison 1991 kam Netterscheid auf den Trichter, dass die Art der Beiwagensteuerung es war, die ihm die Probleme bereitete. Kurzerhand nahm er dort von einem Renndienst die „Flex“, schnitt damit die Steuerelemente aus dem Beiwagenfahrwerk und schweißte ein starres Teil dafür ein. Der Konstrukteur und Erbauer des Rahmens, Willi Heitmann (HEOS), der bei der Veranstaltung ebenfalls zugegen war, soll nicht sehr glücklich bei dieser Aktion Netterscheids zugeschaut haben. Dennoch sei das Gespann laut Netterscheid nach dieser Aktion für ihn fahrbarer gewesen. Kurze Zeit später wechselte Netterscheid auf ein EML-Fahrwerk mit dem bewährten Zabel-Motor.


Verkaufsprospekt aus 1994 mit dem etwas weiter entwickelten EML-Zabel Gespann. Netterscheid ließ seinen Motor jedoch noch zusätzlich noch von Hermann Walgenbach (HEWA) aus Trier optimieren


Die Rückseite des vorgenannten Prospektes. Dieses Gespann wurde von Netterscheid bis zu seinem letzten Rennen 1994 gefahren. Das war leut Netterscheid eine unkompliziertes, robustes und problemlos zu fahrendes Gespann

Weltmeisterschaft mit eine noch besseren vierten Platz

Bei den ersten drei Läufen des Jahres, in Holland, Belgien und Portugal beendeten Netterscheid/Jehle alle Rennen immer unter den ersten sieben Plätzen. Mit jedem dieser Läufe erhöhten sie jeweils ihr Punktekonto um weitere ca. 20 Zähler. Danach zeigten sie, dass sie jederzeit dafür gut waren, ein WM-Rennen zu gewinnen. Beim deutschen GP-Lauf in Beuern schlossen Netterscheid/Jehle beide Rennen mit dem ersten Platz und auch beim nächsten WM-Lauf im schweizerischen Rothenturm wurde das erste Rennen mit dem ersten Platz abgeschlossen und das zweite Rennen mit dem dritten Platz. Mit diesen Ergebnissen stiegen Netterscheid/Jehle natürlich um einige Plätze in der Weltmeisterschaft nach oben. Die anschließend weite Reise nach Finnland wurde im ersten Rennen mit einem vierten und im Zweiten Rennen mit einem zweiten Platz beendet. In England gab es jeweils zweite Plätze in beiden Rennumläufen. Beim Rennen in Tschechien schlug dann das Pech wieder zu: Ausfall im ersten Rennen durch ein Bremsenproblem und im zweiten Rennen konnten nur vier WM-Punkte eingefahren werden, da Netterscheid/Jehle in Stürze der Wettbewerber verwickelt waren und dabei viel kostbare Zeit verloren. Am Ende der Saison hatten sie 199 WM-Punkte gesammelt, das waren immerhin 22 Punkte mehr als im Vorjahr. Dennoch reichte auch das „nur“ für den vierten Rang im Weltmeisterschaftsabschluss des Jahres 1991. Weltmeister wurden in dem Jahr Timmermanns/Verhagen aus den Niederlanden vor den Belgiern Ramon/Strubbe. Den dritten Platz belegten die Franzosen Mecene/Morgan.

Zum sechsten Mal Deutscher Meister

In der Deutschen Meisterschaft waren Netterscheid/Jehle erneut das Maß aller Dinge. Keiner war hierzulande schneller und sammelte so viele Punkte wie die beiden. So kam es, wie es in dem Jahr noch kommen musste: Für Walter Netterscheid war dieses der sechste Titel als Deutscher Meister.

Ausführliche Zeitungsberichte über die Rennläufe in Bielstein, wo Netterscheid/Jehle als die „Lokalmatadoren“ fuhren, finden sich

im Kölner Stadtanzeiger vom 24.06.1991

und in der Rundschau vom selben Tag



WM-Lauf in Finnland


Autogrammkarte


Grand-Prix in der Schweiz


Grand-Prix-Sieg beim Lauf in der Schweiz


DM-Lauf in Rudersberg. Netterscheid ist auf dem Weg zu seinem sechsten Titel


Das Team in Gießen: Bihler, Schellhorn, Heppe, Jehle, Netterscheid und Zabel Foto: Axel Koenigsbeck©


1991 in Gießen Foto: Axel Koenigsbeck©


1991 nach einem DM-Lauf bei sommerlicher Hitze

Unglücksjahr 1992 für Netterscheid

Von bösartigen Stürzen mit schlimmen Verletzungen war Walter Netterscheid in seiner Moto-Cross-Laufbahn bis dahin weitgehend verschont geblieben. Sein erster Beifahrer und bester Freund Hubert Overkamp stellte rückblickend fest: „Der Walter war zwar ein großartiger Kämpfer, aber der wusste immer auch wo seine Grenzen waren und respektierte die; dann konnte der auch mit einem zweiten oder dritten Platz zufrieden sein. Walter Netterscheid fuhr sich wegen einer besseren Platzierung nicht um Kopf und Kragen“. Einen zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt musste Netterscheid bei einem DM-Lauf 1981 in Ransbach-Baumbach hinnehmen, wo er zuvor eine Kollision mit einem unglücklich am Streckenrand stehenden Baum hatte.


Auch mit gebrochenem Bein nahm Walter Netterscheid
zumindest als Zuschauer an den Rennen teil.
Im Fahrerlager waren die Wettbewerbe wie eine große
Familie. Gegnerschaft bestand nur auf der Rennstrecke

Eigentlich hatte das Jahr 1992 relativ gut begonnen, den ersten Lauf in Slowenien beendeten Netterscheid/Jehle mit vierten Plätzen in beiden Rennen und es gab keinen Ausfall. Beim anschließenden WM-Lauf in den Niederlanden hatte Netterscheid jedoch beim Verlassen der Strecke nach dem morgendlichen Trainingslauf Pech: Dort blieb er so unglücklich mit seinem Stiefel an einem Zaunpfahl hängen, dass er sich dabei den linken Unterschenkel so kompliziert brach, dass auch noch Fuß und Knie davon betroffen waren. Dieser Unfall läutete quasi die Endphase seiner Moto-Cross-Kariere ein. Das war Netterscheid zu dem Zeitpunkt jedoch noch nicht klar.
"Wegen des langwierigen Heilungs- und Rehaprozesses war der Rest der Saison 1992 damit gelaufen". Zwar versuchte Netterscheid im Herbst des Jahres noch einen Start, das war jedoch nur mit der Unterstützung von starken Schmerzmitteln während des Trainings und der Rennen möglich und in den Rennpausen musste er das durch die Belastung angeschwollene Bein und den Fuß zum Kühlen in einen tiefen Eimer Wasser stecken. Meisterschaftspunkte waren mit seinem Handykap indessen nicht zu holen. Lothar Jehle stieg unmittelbar nach Netterscheids Unfall wieder zu seinem ehemaligen Chauffeur Dietmar Schmidt ins Boot.

1993 immer noch unter dem Eindruck der Verletzung

Im Frühjahr hatte er mit Lothar Jehle in dem Jahr noch einige Rennen, darunter auch drei WM-Läufe, wobei sie in Frankreich, der Schweiz und Holland insgesamt 28 WM-Punkte einholten. Aber das fehlende Training durch den langen Ausfall 1992 und das angeschlagene Bein machten sich noch deutlich bemerkbar. Immer noch hoffte man auf einen Platz ganz vorne in der WM.

Doch dann kam der erneute Rückschlag für Netterscheid. Das von Unfall ebenfalls betroffene Knie musste im Mai 1993 erneut operiert werden. Somit war für die nächsten sechs Monate nicht mehr an eine Teilnahme an Rennen zu denken und auch der Rest der Renn-Saison 1993 war somit abzuhaken. Das war nun das zweite Jahr in Folge, dass ihm sein scheinbar harmloser Unfall einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machte. Über diesen unglücklichen Zustand berichtete auch die Presse, so etwa

am 20. Mai 1993 der Kölner Stadtanzeiger

Mit dem erneuten erforderlichen Krankenhausaufenthalt Netterscheids begrub Lothar Jehle verständlicherweise seine Hoffnung auf baldige weitere Meisterschaften mit Netterscheid und fuhr weiterhin bei Dietmar Schmidt im Gespann.

Als 1993 sein alter Freund und Mitstreiter, der 2009 verstorbene Ottmar Königsdorfer („der King“) beim WM-Lauf in Strassbessenbach auch noch so schwer stürzte, dass der sich eine Querschnittslähmung zuzog und fortan auf den Rollstuhl angewiesen war, stimmte das Netterscheid zusätzlich nachdenklich.


Internationales Rennen im frühen März: „Die waren eine gutes Training“


von unten





Schnelle Kurve im Drift im Frühjahr 1992 mit einer EML Zabel


Der WM-Lauf in der Schweiz 1993 war Netterscheids vorletztes WM-Rennen vor einer weiteren Zwangspause als Folge seine Unfalls vom Vorjahr

1994 war das letzte Jahr

Volker Peppinghaus wird Beifahrer
Lothar Jehle wechselte zu Beginn der Saison 1994 definitiv den den Chauffeur und für ihn kam Volker Peppinghaus als Ersatz ins Boot. Volker ist der Sohn von Hans Georg Peppinghaus, dessen Name in Deutschland sehr mit dem Gespann-Moto-Cross der ersten Jahre verbunden ist, wie sonst kein anderer. Walter Netterscheid war in diesem Jahr 41 Jahre alt und Volker Peppinghaus, der auch schon einige Jahre Erfahrung im Beiwagen gesammelt hatte, eben erst 19 Jahre. Der Altersunterschied war ähnlich wie 1969, als Walter Netterscheid ins Boot von Heinz Montenarh stieg, wenngleich Netterscheid/Peppinghaus 1994 in einer ganz anderen Liga fuhren. Hier Netterscheid, der Senior mit schon über 25 Jahren Rennerfahrung im Moto-Cross-Sport und dort das noch jugendhafte Talent, mit den besten Aussichten in die Fußstapfen seinen berühmten Vaters zu treten.


1994 war Volker Peppinghaus der Mann in Netterscheids Boot

Netterscheid/Peppinghaus nahmen an einigen WM-Läufen teil und fuhren dabei insgesamt 34 WM-Punkte ein. In der DM erreichten sie den sechsten Platz.

Obwohl es mit dem Sport für Walter Netterscheid 1994 wieder aufwärts ging, beschloss er im Spätsommer, mit dem aktiven Moto-Cross-Sport aufzuhören. Sein letztes Rennen fand in Strassbessenbach statt.


Beim WM-Lauf in Slowenien gab es nochmals WM-Punkte


Das Gespann ist nunmehr von zwei Generationen besetzt

Mehr Fotos aus der Zeit von 1989 bis 1994

gibt es >>> hier


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