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Walter Netterscheid
Moto-Cross auf höchstem Niveau

Ein Abschied


Der illusteren Abschiedsgesellschaft stattet auch der Journalist Axel Koenigsbeck einen Besuch ab Foto: Agnes Overkamp©

Das letzte Rennen

Im Herbst 1994 war es so weit, dass Walter Netterscheid nach 26 Jahren aktiv betriebenem Moto-Cross-Sport zu seinem letzten Rennen startete. Das war ein Lauf zur Deutschen Meisterschaft, der in Strassbessenbach stattfand. Vorausgegangen waren die Jahre 1992 und 1993, bei denen Netterscheid Sportliche Karriere verletzungsbedingt einen deutlichen Knick erfahren musste. 1994 war da fast wie ein Neuanfang mit seinem neuem Beifahrer Volker Peppinghaus und den vielen und langen verletzungsbedingten Pausen. Die sportlichen Ergebnisse konnten sich den Umständen entsprechend sehen lassen: In der Deutschen Meisterschaft erreichten die beiden am Ende den sechsten Platz. Das war ein positiver Akzent. Es gibt nur sehr wenige, die diesen Sport so lange so exzessiv ausgeübt hatten, wie Walter Netterscheid. Und doch hatte sich inzwischen – wen sollte es auch wirklich wundern – eine etwas andere Einstellung zu seiner Rolle in dem Sport gefunden. Auf die 2011 gestellte Frage, ob ihm das Aufhören nicht schwer gefallen sei, denn Moto-Cross habe ja zu dem Zeitpunkt mehr als die Hälfte in seinem Lebensmittelpunkt gestanden, antwortete er: „Nein eigentlich nicht, eigentlich hatte sich zu dem Zeitpunkt ein gewisses Sättigungsgefühl bei mir eingestellt. Mein eigener Unfall und der von Ottmar Königsdorfer mögen mir die Entscheidung auch noch erleichtert haben. Auch ist man mit 41 Jahren keine 20 Jahre mehr, wo einem die körperliche Belastung dieses Hochleistungssportes noch leichter fiel und das Hinfallen selbst nicht so sehr weh tat“. Dann lacht er einen Moment und schiebt nach: „Nur bei meinem letzten Rennen, da hatte ich so ein komisches Gefühl gehabt“. Klar, dass nach so vielem und jahrelangem Einsatz im Moto-Cross das letzte aller Rennen einen zum Grübeln bringen kann. Ein solches letztes Rennen vergisst man noch weniger als das erste Rennen.

Beeindruckend sind in diesem Zusammenhang und bei genauem Hingucken die Fotos, die damals von Axel Koenigsbeck und Agnes Overkamp geschossen wurden. Sie zeigen einerseits viele Menschen, die Walter Netterscheid über lange Jahre bei diesem Sport begleiteten und ihren je eigenen Beitrag zu Netterscheids Moto-Cross-Geschichte beisteuerten.


Walter Netterscheid im Kreise seiner engsten Mitstreiter
Foto: Axel Koenigsbeck©

Zu sehen sind auf den Fotos:

  • seine Frau Angelika, die auf ihre Art den Moto-Cross-Sport ihres Mannes mitgetragen hat,

  • sein letzter Beifahrer Volker Peppinghaus, der leider schon im nachfolgenden Jahr infolge eines bösen Rennunfalls diesen Sport aufgeben musste,

  • dessen Vater Hans Georg Peppinghaus, selbst eine Legende des Moto-Cross-Sports, der Walter Netterscheid auf den Plan brachte, vom schweren Viertaktmotor zum leichten Zweitaktmotor zu wechseln,

  • sein Ex-Beifahrer, treuer Helfer, Mechaniker und bester Freund Hubert Overkamp und dessen charmante Frau Agnes,

  • sein Ex-Beifahrer Lothar Jehle,

  • seine langjähriger Mechaniker, der leider zu früh verstorbene Günter Heppe,

  • sein langjähriger Helfer Volker Wolf, sein Bruder Josef Netterscheid, Helmut Todemann aus Buschhoven,

  • ein langjähriger Fan, der eigens fürs letzte Rennen aus Frankreich angereist war,

  • Axel Koenigsbeck, die journalistische Fachkompetenz im deutschsprachigen Raum rund um das Thema Motorrad-Gespanne,

  • und last not least seine Mitstreiter um die Meisterschaftspunkte über viele Jahre, die Weinmanns, Wenninger und Rosskopf, die auf ein Abschieds-Kölsch noch mal verbeisschauten. Dieses wäre nicht ohne die in der Regel familiären Beziehung der Teams im Fahrerlager untereinander möglich gewesen.


Über Walter Netterscheids letztes WM-Rennen gab es sogar in England Pressemeldungen und zwar sowohl in der Moto-Cross News als auch in der Motor Cycle News


Beim abendlichen Siegerball im Festzelt des MSC Strassbessenbach wurde auch Walter Netterscheids Abschied gewürdigt


Netterscheid gegenüber sitzt ein eigens aus Frankreich angereister Fan. „Richtig gut war die Stimmung eigentlich nicht“


Die Zeit der abendlichen Schwätzchen mit den Kollegen ging damit auch zu Ende mit Sportkommissar Wolfgang Kandel, Rosskopf


"Lutz" Schmidt aus Ransbach-Baumbach, „der zweitschönste Mann“ im Fahrerlager


Aufbruch zum „freien Trainig“ in der Frühe


Günter Heppe und Hubert Overkamp warten das Gespann ein letztes Mal nach dem Training. Walter Netterscheids Bruder schaut zu


Agnes Overkamp hält vorübergehend den Fahrerplatz besetzt


Der Start war wirklich nicht schlecht


Nach dem Rennen gab es eine Rund Kölsch für alle. Trotzdem wollte keine richtige Stimmung nach all den Jahren aufkommen


Einige Teams kamen gar mit Abschiedsgeschenken, hier Team Weinmann


Nach dem Rennen bei einem Glas Kölsch. Ganz links Friedhelm Zabel


Die Fahrerfreunde und langjährigen Konkurrenten auf der Strecke verabschieden sich. Vorne rechts mit der Kappe Jürgen Knübben


Mit der Zipfelmütze Alois Wenninger aus Bayern, der wegen Netterscheid sogar ein Kölsch annimmt. Netterscheids letzter Beifahrer, Volker Peppinghaus fuhr im anschließend bei ihm im Boot mit. Wenninger hatte bei Netterscheid auch schon einmal als Beifahrer bei einem WM-Lauf 1987 im österreichischen Feldkirch ausgeholfen


Helmut Todemann aus Buschhoven, der Netterscheid über viele Jahre begleitete „musste“ ehrenhalber auch dabei sein


Kaum ein Nachspiel

Nach seinem „letzten Rennen“ fuhr Walter Netterscheid mit einem Moto-Cross-Gespann nur noch ohne ernsthafte Siegabsichten, und zwar mit einem geliehenen Gespann an einem Show-Rennen in Euenheim und an einem Moto-Cross für Oldtimer. Auch nahm er aus Spaß an der Freude schon einmal an einem Quad-Rennen teil. Mehr nicht.

Ganz gerne schaut er sich heute Gespann-Moto-Cross als Zuschauer an und und fährt mit seiner Suzuki SV1000S durch die Eifel.

Pressemeldungen zur Walter Netterscheids letztem Rennen

In der einschlägigen Fachpresse wurde Walter Netterscheids motorsportliche Leistung nochmals ausdrücklich gewürdigt, in Deutschland allen voran von Axel Koenigsbeck und Hans-Joachim Sterr.

Koenigsbeck stellte einen kurzen Abriss von Netterscheids sportlichem Werdegang dar. Dabei bezeichnet er ihn als der „selbst im härtesten Fight besonnene und absolut faire Netterscheid“


Axel Koenigsbecks Netterscheid-Portrait


Hans-Joachim Sterrs Interview

Hans-Joachim Sterr ließ Walter Netterscheid im Rahmen eines Interviews nochmals selbst die wesentlichen Stationen seiner Moto-Cross-Laufbahn zur Sprache bringen.

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