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Rückschau 2023


Halt an der Einfahrt zum Forsthaus Hülloch

Sonntag, den 8. Oktober 2023
3-PS-Tour

Wenn auch schon lange die meisten Teilnehmer mit Motorrädern erscheinen, die teils sehr viel mehr als nur 3 PS haben, so richtet sich das Tempo und die Beschaulichkeit nach Mopeds mit eben diese den Titel der Tour gebenden Leistungsangabe.

Unser langjähriger Organisator der Tour hatte in diesem Jahr wegen umfangreicher anderweitiger Verpflichtungen keine Zeit, die Tour vorzubereiten. So sprang ich kurzfristig ein und führte die Runde über ca. 100 Kilometer an einige teils vergessene Relikte des Zweiten Weltkrieges vorbei. Wir konnten uns so einmal mehr bewusst darüber werden, dass der Frieden in unserem Land nunmehr schon mehr als 70 Jahre dauert und in Anbetracht des Krieges Russlands gegen die Ukraine konnten uns bewusst werden, dass dieses nicht selbstverständlich ist und wir uns um einen solchen ständig bemühen müssen.

Zunächst war die alte Landebahn zwischen Straßfeld und Ollheim unser Ziel. Diese war einst in Beton ausgeführt und über drei Kilometer lang, weil der von den Deutschen entwickelte Düsenjäger Messerschmitt ME 262 nur mit einer sehr hoen Geschwindigkeit landen konnte. Von Hier aus kam diese Wunderwaffe nur versuchsweise gegen die Alliierten der Westfront gegen Kriegsende zum Einsatz. Danach nutzte die US-Air-Force die Landebahn für Ihre Nachtjägereinsätze gegen die Ruhrfront. Nach Kriegsende wurde die Anlage durch Bombardierung und Sprengungen von den Amerikanern zerstört. Der größte Teil der Bahn ist heute wieder Ackerland. Ein etwa einen Kilometer langes Teilstück ist indessen von Bäumen als Wald durchwachsen und schnell findet man darin noch die Betontrümmer der ehemaligen Landepiste. Diese schauten wir uns an.

Danach führte der Weg an Odendorf vorbei, wo sich während des Krieges ein großer Feldflugplatz befand. Nur beim Feldzug gegen Frankreich 1940 war dieser strategisch im Einsatz, bestand aber bis Kriegsende und diente der Nazi- und Militärführung als Flugplatz für Besuche in der Region.


Nächster Halt am ehemaligen Feldflugplatz Odendorf

Weiter ging es dann nach Bad Münstereifel, wo wir in Schleidtbachtal in Richtung Ahr einbogen. Rechts liegen ließen wir dabei das in der Höhe gelegene Dorf Rodert, wo im Krieg eines der befestigten Führerhauptquartiere lag. Es hatte den Namen „Felsennest“. Während des Frankreich-Feldzuges war Hitler dort für einige Wochen untergebracht und ab September 1944 Generalfeldmarschal Model, der von dort aus die Kämpfe gegen die Westalliierten führte, bis er im Februar 1945 zur Verteidigung des Ruhrkessels seinen Sitz dorthin verlegte. Entweder wurde die gesamte Anlage kurz vor der Ankunft der Amerikaner Anfang März von deutschen Pionieren oder unmittelbar nach Ankunft der Amerikaner von diesen gesprengt. So ganz genau weiß das heute niemand mehr. Die Zivilisten von Rodert waren damals entweder geflüchtet oder verließen tagelang ihre schützenden Kellerräume nicht.
Nur noch die großen Betontrümmer finden sich heute kaum zugänglich und schwer zu finden im Wald bei Rodert. Sicherlich ist das auch gut so. Eine Pilgerstätte für ewig gestrige NS-Anhänger ist hier nicht erwünscht.

Dicke Betontrümmer auf der Eifelhöhe waren unser nächstes Ziel etwa 4 Kilometer von Rodert entfernt am Forsthaus Hülloch, zwischen bad Münstereifel und Scheuren gelegen. Auch diese Trümmer stammen von einer ehemaligen Bunkeranlage, in der 1940 im Rahmen des Frankreich-Feldzuges das Haupquartier von Generaloberst Walther von Brauchitsch untergebracht war und von Herbst 1944 bis Februar 1945 der Führungsstab für die Westfront. Selbstverständlich wurde auch diese Anlage von den Amerikanern im März 1945 kurzfristig gesprengt. Heil geblieben ist nur das kleine Postenhäuschen unmittelbar an der Landstraße gegenüber der Einfahrt zum Forsthaus.

Damit war unser kriegshistorisches Programm beendet und wir fuhren an Scheuerheck, Effelsberg über Lind und Ahrbrück nach Hönningen ins Café Fahrtwind, wo wir uns vielen Zeit für essen, Trinken und Gespräche nahmen. Am Nachmittag starteten wir dann wieder in Richtung Heimat über Kreuzberg, Krälingen, Freisheim, Scheuren, Merzbach und Rheinbach.

Bedauerlicherweise hatten wir bei unserer relativ kurzen Runde zwei technische Ausfälle von Teilnehmern. So waren wir über unseren Besenwagen froh, der an diesem Tag in besonderer Weise gefordert wurde.

Die Fotos zu diesem Bericht wurden teils von mir gemacht und von den Mitfahrern in unsere WhatsApp-Gruppe gepostet, von wo ich in das zur Geschichte gehörende Album übertragen habe.


Erster Halt an der ehemaligen Landebahn für die ME 262 an der Landstraße zwischen straßfeld und Ollheim


Die Brücke über den Ohrbach nutzen zwischen 1939 und 1945 deutsche Jagdflugzeuge des Flugplatzes Odendorf auf ihrem Weg zu den versteckten Hangars im Wald. Bei der Flut im Juli 2021 wurde der Stützpfeiler im Vordergrund unterspült und sackte ab. Flugzeuge wird diese Brücke ohnehin nicht mehr tragen müssen


Wunderschöne 98er Adler unseres Freundes Hans

Hier geht es zum kleinen Fotoalbum der Tour

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Die nächsten Clubtermine

Swisttal, im Januar 2024

Text Hans Peter Schneider, Fotos: Tourteilnehmer

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