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Rückschau 2014


Mit diesen Gefährten waren wir auf Geschichtstour

Samstag, den 19. Juli 2014
Moped-Tour auf den Spuren des 2. Welkrieges

Die Wettervorhersage lautete auf „der bisher heißeste Tag des Jahres“ mit Temperaturen von bis 37° C. Nun das war eine Herausforderung, die mir nicht besonders gefiel und die ganze Aktion anstrengend erscheinen ließ. Als ich morgens von Buschhoven losfuhr fragte ich mich noch, ob denn überhaupt jemand sich den Hitzestress antun wollte. Nach meinem Plan hatte ich die Runde schon etwas gekürzt, um der Hitze nicht zu lang ausgesetzt zu sein. Nach einem schon unerwartet umleitungsreichen Weg entlang des Vorgebirges bis nach Brenig, mit Baustellen je in Alfter, Roisdorf und auch noch die gesperrte Königstraße in Bornheim, war ich dann aber bei meiner Ankunft in Brenig schon nicht mehr der erste Teilnehmer. Willi aus Wesseling wartete schon darauf, dass es bald losginge. Willi Schaub erschien, um uns wenigstens eine gute Fahrt zu wünschen; er wollte sich selbst nicht der Hitzeschlacht stellen. Dann erschienen Mike aus Sechtem auf einem Ciao Moped, Kalle hatte erneut auf seiner Honda Dax schon über 50 km Anreise aus Hürtgenwald hinter sich, als er hurz vor 10:00 Uhr eintraf und schließlich erschien auch noch Arpad mit seiner Kreidler von 1961, der ältesten Maschine im Teilnehmerfeld. Wir beschlossen, die Tour der Hitze gemäß ruhig angehen zu lassen.

Nach einer kleinen geschichtlichen Einleitung starteten wir und genossen zunächst vom Heerweg aus den Blick in die Köln-Bonner Bucht. In Hemmerich bogen wir nach Metternich ab, von dort ging es über Müggenhausen an Straßfeld vorbei. Auf halbem Weg nach Ollheim hielten wir im Schatten eines Waldstreifens an, der dort die Landstraße querte. Zum Erstaunen der teilnehmer hatten wir hier schon unsere erste Station erreicht: Es war der geheimnisvollen Flugplatzes, der dort noch gegen Kriegsende offenbar für den Einsatz der Messerschmitt Me 262 einem der erstes Düsenjägertypen errichtet worden war, aber in deutschen Diensten nie voll zum Einsatz gelangte.

Es ging dann weiter über Ollheim und Dom-Esch nach Odendorf zum nächsten ehemaligen Feldflugplatz von 1939 bis 1945. Dort stellten wir allerdings fest, das von dem so gut wie nichts mehr zu finden war, dass gar ohne weitere Rückfragen bei alteingesessenen Odendorfern wir noch nicht einmal die genaue Lage des Flugplatzes ermitteln konnten. Das was in Literatur und Internet darüber zu finden ist, erscheint jedenfalls für einen Ortsfremden nicht eindeutig und plausibel genug. Lediglich in Richtung Palmersheim fanden wir noch eine Brücke über den Orbach, die vom Flugplatz benutzt wurde, um die Flieger sichtgeschützt einige hundert Meter weiter südöstlich in dem in dem dort angrenzenden Wald zu verstecken. Das Brückenbauwerk war eindeutig und mit Wissen um seine ehemalige Funktion durchaus beeindruckend.

Danach führte der Weg in Richtung Bad Münstereifel, wo wir bei Aral tankten, teils die Mopeds und durchweg die Fahrer mit mindesten 0,5 Litern Erfrischungsgetränk. Das tat gut.

In Münstereifel bogen wir ins Schleidbachtal ein. Hier merkten wir unbedingt, wieviel Kühle doch Walbewuchs bei extremem Sonnenschein zu wahren vermag. Das gefiel uns. Doch schon bald verließen wir das Tal für einen Abstecher nach rechts steiler bergan nach Rodert, wo einst das Führerhauptquartier „Felsennest“ stand. Dort befassten wir uns mit der Geschichte dieses Bauwerks, die dem kleinen Ort ungewollt zu fraglicher Bekanntheit verholfen hatte. Das Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ in Ostpreußen war viel bekannter als das Felsennest. Während Hitler das „Felsennest“ gerade einmal vier Wochen nutzte, war er in der „Wolfsschanze“ gleich mehrere Jahre zu Hause. Dann wurde uns auch so richtig bewusst, dass in der Wolfsschanze am Nachfolgetag, dem 20. Juli 2014 sich das fehlgeschlagene Attentat sich zum siebzigsten Male jährt. Ich erzählte deshalb von der Familie von Böselager aus Heimerzheim, von denen gleich zwei, Georg und Philipp von Böselager an diesem Attentat beteiligt waren. Leider konnte bekanntermaßen mit dem mit dem Fehllschlagen des Attentates keine Wende in der Nazi-Gewaltherrschaft herbeigeführt werden. Die Trümmer der Bunkeranlagen des „Felsennestes“ konnten und wollten wir mit unseren Mopeds nicht erreichen. Sehr gut können wir auch verstehen, dass die Stadt Münstereifel und ihr Ort Rodert keinen „braunen Tourismus“ wollen und wir wollen auch nicht so aussehen, als ob … .

Am Ende des Schleidbachtals führte der Weg nach links in Richtung Rheinbach, wo wir keine vier Kilometer von Rodert entfernt auf das Forsthaus Hülloch trefen. Hier war während des letzten Krieges zeitweise das Oberkommando der Wehrmacht untergebracht. Nur dem aufmerksamen Beobachter, der diese Geschichte kennt, fallen an der Landstraße das verbliebene Wachhäuschen auf und im angrenzenden Wald, noch von der Landstraße aus zu sehen, die vielen Tonnen schweren Betontrümmer der im März 1945 gesprengten Bunkeranlagen.

Von da an ging es zunächst für sehr lange Zeit bergab, was in der relativ relativ kühlen Waldluft für Mensch und Moped gut auszuhalten war. Rheinbach und die Rheinbach Classics ließen wir im Zusammenhang mit der Tour rechts liegen. In Buschhoven schauten wir uns noch kurz einen jener im Zickzack verlaufenden Infanteriegräben an von denen das Rheinland zwischen Ruhrgebiet und Koblenz seit Herbst 1944 systematisch in einem gewaltigen Kraftakt durchzogen wurde. Glücklicherweise kamen diese Einrichtungen so gut wie gar nicht zum Einsatz.

Um 14:00 Uhr hatten wir sodann die Waldschänke erreicht, stärkten und erfrischten uns bei Speise und Trank, unterhielten uns dabei noch prächtig, während viele der übrigen Gäste sich mit Freude unsere alten Mopeds anschauten. Es waren übrigens vornehmlich die Über-Fünfzigjährigen, die das taten. Viele von denen hatten sicher selbst auch eine Beziehung zu einer Kreidler, Vespa Ciao, Zündapp oder Honda Dax, was allemal besser war, als die Kriegserlebnisse von deren Elterngeneration. Gottlob ist das Kriegsende ja fast schon siebzig Jahre her und seitdem herrschte in Deutschland kein heißer Krieg mehr.
Die Hitzeschlacht hatten wir zumindest an Tag gewonnen und dabei unsere Heimat wieder etwas besser kennengelernt.

Im Übrigen sei das Album mit einigen Foto-Impressionen empfohlen

Vertiefende Informationen zu den Besichtigungspunkten der Tour zum Herunterladen im PDF-Format


Zwei Willis und eine Kreidler Super


Mike und Kalle. Letzterer hatte schon über 50 km Anfahrt bis Brenig zurück gelegt


Mike inspiziert die Brücke, über die einst Flugzeuge rollten


Auftanken in Bad Münstereifel


Halt an der Einfahrt zum Forsthaus Hülloch. Im Hintergrund das ehemalige Wachhäuschen

Links zum Thema der Tour

Flugplatz Ollheim/Straßfeld

http://www.geocaching.com



Flugplatz Odendorf

http://bahnhof-odendorf.de/vorbild-anschluesse.html

Flugplatz des Führerhaupquartiers



Felsennest

Wikipedia

von Morr-Siedelsbrunn



Forsthaus Hülloch

Wikipedia

Bunker-NRW



Es gibt Geschichte, die man besser nicht erlebt. Wir aber redeten darüber



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Die nächsten Clubtermine

Swisttal, im Juli 2014

Text: Hans Peter Schneider
Fotos: Kalle Dick und Hans Peter Schneider

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