Motor Veteranen Club Bornheim-Brenig e.V.
Rückschau 2011 |
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Samstag, 26. Juni
2011 Willi Schaub hatte eingeladen. Er und seine
Frau Annegret hatten zuvor die Tour gründlich vorbereitet ,
wozu auch das Probeessen für die Mittagsrast gehörte.
Ich bin der einzige Teilnehmer mit einem Motorrad. Alle übrigen fahren in die Jahre gekommene Edelkarossen; vorneweg Willi Schaub und Annegret im achtzlyindrigen Barockengel aus dem Jahre 1954. Erwartungsgemäß gemütlich setzt
sich der Tross in Bewegung. Zunächst über den alten
Heerweg, um in Rösberg nach Metternich abzubiegen. Dabei
sollen wir Gelegenheit finden, bei beschaulichem Tempo die Burgen
in Hemmerich, Rösberg und Metternich sozusagen im
Vorbeifahren in Augenschein zu nehmen. Offenbar meint es der
Schöpfer aller Dinge an diesem Sonntag nach Fronleichnam sehr
gut mit uns oder ist es gar eine Folge des Priestermangels der
katholischen Kirche, dass wir zunächst in Rösberg mitten
in der verspäteten Fronleichnamsprozession landen. Das sollte
unser erster unvorhergesehener Stopp werden. Natürlich lassen
wir in Andacht die Prozession mit dem Allerheiligsten auf Ihrem
Weg von Rösberg nach Hemmerich an uns vorbeiziehen um sechs
Kilometer weiter auch in Metternich auf die verspätete
Fronleichnamsprozession zu treffen. In Metternich gelingt es uns
allerdings, der Prozession noch soeben auszuweichen. Der Preis
dafür ist eine Kursänderung, dank derer wir sechs
Kilometer weiter hinter Weilerswist feststellen, dass wir nun
mitten in der Landschaft der Erftbörde angekommen sind.
So mit Tempo 70 als Letzter hinter dem Fahrzeugtross herzockelnd, habe ich allerdings reichlich Gelegenheit, den Blick schon mal nach links und rechts schweifen zu lassen. Dabei kann ich den den Charakter der Landschaft mit meinen Augen aufnehmen. Weit im Westen zeichnen sich die nördlichen Ausläufer der Ville am Horizont ab. Alleebäume säumen die geraden Straßen, die durch große Ackerflächen mit Getreide oder Rüben führen. Hin und wieder sieht man einen Bauen mit seinem hypermoderen satellitengesteuerten Traktorungetüm bei der Arbeit. Die Getreideähren wiegen sich konzertiert im Wind und das daraus resultierende Licht- und Schattenspiel lässt den Wind wie Meereswellen über die Getreidefelder ziehen. Die Alleebäume entlang der Straßen und die Gehölze entlang der Wasserläufe sind es, die die Landschaft beleben. Hinzu kommen Ortsbilder aus denen sich immer wieder die Kirchtürme erheben. Ja, das hat schon was. In fast jedem Ort, den wir durchfahren, passieren wir eine Wasserburg. Auch das ist typisch für diese Landschaft. Rechts voraus zeichnet sich mehr und mehr ein Höhenzug ab. Die Form mit erkennbaren Terrassen sieht nicht nur irgendwie künstlich aus, sie ist es auch. Es handelt sich dabei um die Sophienhöhe, einem über 200 Meter hohen künstlicher Berg aus dem Aushub des Tagebaus Hambach. Inzwischen sind die vor einer Weile noch in weiter Ferne befindlichen Kohlekraftwerke deutlich näher gerückt. Aus den riesigen Schornsteinen steigen mächtige Wolken aus weißem Dampf in den Himmel. Auch solche von Menschen geschaffene Sachen – Industriekultur - prägen diese Landschaft. Den einen stören diese riesigen Industrieanlagen und den anderen begeistern sie. Die Formen der Technik sind schließlich nicht ohne ästhetischen Reiz, insbesondere dann nicht, wenn uns bewusst wird, dass hier die lebenswichtige Energie für Abertausende ins Netz geht, und zwar nicht mit radioaktiver Strahlung dafür mit sehr viel freiwerdendem CO². Man kann eben nicht alles haben. In Kerpen kommen wir an der Kartbahn vorbei, die wohl mit den Namen Michael und Ralf Schumacher zu tun haben und nur wenige Kilometer später fallen auf einmal die vielen viereckigen kleinen Häuschen auf, in denen Rohrleitungen mit mächtigen Durchmessern verschwinden. In den Häuschen müssen die Pumpen für den Tagebau stehen, die das Grundwasser aus der Grube fernhalten, weil andernfalls der Abbau empfindlich gestört wird. Alle etwa 100 Meter steht so eine Pumpstation und wer sich angesichts der riesigen Rohrdurchmesser die Wassermengen vorstellt, die hier gefördert werden, kann schon eine erste Ahnung von der Größe des Abbaugebietes erhalten. Ab Berrendorf führt der Weg fast unendlich lange entlang eines hohen aufgeschütteten Walles. Wir fahren an einem großen stählernen Schiebetor vorbei, worauf so etwas wie „Werkseinfahrt“ und „Hambach“ geschrieben steht. Und dann erreichen wir die erste Station unserer Ausfahrt am offiziellen Aussichtspunkt in das Abbaugebiet Hambach. Unsere Fahrzeuge parken wir auf dem dazugehörenden Parkplatz und erreichen nach ca. 200 Metern Fußweg und 10 Metern Anstieg den Aussichtspunkt. Fast wollen wir nach Luft ringen so unerwartet groß erstreckt sich das Loch vor uns: Ca. 300 Meter tief und 5 km im Durchmesser können wir später nachlesen. Für die ungewohnten Ausmaße fehlen uns für die augenscheinlichen Einschätzungen mangels Erfahrung jegliches Augenmaß. Die fast 100 Meter hohen Radbagger erscheinen vom Grubenrand aus wie Spielzeug. erst die daneben stehenden Winzlinge von Autos lassen das Ausmaß der Bager und der Grube erahnen. Als studierter Geograph erzähle ich den übrigen, wie denn die Braunkohle hierhin gelangte und dass die die selben geologischen Schichten in Miniatur auch im Vorgebirge zu finden und stellenweise erschlossen sind. Über eine halbe Stunde stehen wir dort vor dem Riesenloch und lassen die ungewohnten Eindrücke auf uns wirken. Dann gehen wir zu unseren Fahrzeugen zurück und kehren wenige Kilometer weiter gegen 12:30 Uhr zur Mittagsrast in einem Restaurant ein. Zwar ist den ganzen Morgen über der Himmel wolkenverhangen, aber jetzt am Mittag gelingt es der Sonne über immer längere Zeitabschnitte zu scheinen. Im Nu ist Schwüle spürbar. Wir nehmen deshalb an den Tischen im Freien vor dem Restaurant Platz. Wir sind da die einzigen Gäste und können uns mit Blick auf unsere Fahrzeuge ungestört unterhalten. Das Essen ist gut und reichlich. Mein Bruder Karl will schon alleine deshalb nochmals hier hin fahren. Nach dem Essen machen wir uns auf den Weg nach Pulheim-Brauweiler. Auf dem Weg dorthin finden wir uns in Bergheim plötzlich erneut auf einer von Menschen gesäumten Straße. Ich ahne schon, dass die nicht wegen uns hier stehen, obwohl unsere Fahrzeuge einige Aufmerksamkeit unter den Zuschauern finden. Da sehen wir 200 Meter voraus auch schon einen Polizeiwagen mit Blaulicht, der die Straße sperrt und dahinter die grünen Fahnen. Wir ahnen schon wieder eine Zwangspause. Als wir unsere Motoren ausmachen hören wir die Blasmusik des Umzuges. Die vielen Leute warten also auf den Umzug des örtlichen Schützenvereins. Da fällt mir ein Verkehrsschild für die abknickenden Vorfahrt auf und ich will nicht ausschließen, dass die Vorfahrtsstraße noch vor der Polizeisperre nach links zwischen den Häusern hindurchführt. Ich rufe Willi meine Beobachtung zu, starte meine XT 350 wieder und fahre damit bis zum Polizeiwagen vor: Tatsächlich, zwischen den Häusern und vom Standort der übrigen Tourteilnehmer aus schlecht zu sehen, liegt dort die rettende Abbiegemöglichkeit. Ich gebe sofort den Wartenden deutliche Winkzeichen und eilends setzt sich der Tross in Bewegung. Im letzten Moment entkommt der so der dritten „Prozession“ und somit einer weiteren Zwangspause an diesem Tag. Bis Brauweiler ist noch etwa eine halbe Stunde gemütlich zu fahren. Kilometer vorher sehen wir schon die mächtigen Türme der ehemaligen Abteikirche, wie sie – über allen anderen Bauwerken erhaben - in den Himmel ragen. Nach unserer Ankunft sind wir ob der ca. 800 Jahre lange durch eine wechselvolle Geschichte gewachsene Anlage begeistert. Mehr zur Geschichte der Abtei Brauweiler gibt es beispielsweise hier zu lesen. Wir lassen und von dem alten Gemäuer und den in der Kirche zu findenden jahrhundertealten Kunstschätzen mehr als eine Stunde lang beeindrucken. Der Rückweg endete schließlich um 17:00 Uhr in Bornheim, wo wir die Tour bei Kaffee und Kuchen im Café Landsberg ausklingen lassen. Wie schon beim Mittagessen gibt es auch beim Café-Besuch reichlich Gelegenheit zum Lachen. Swisttal, den 28.07.2011 |
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