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Walter Netterscheid
Moto-Cross auf höchstem Niveau

Das beste Jahr überhaupt


Netterscheid/Hassold beim deutschen Grand-Prix-Lauf 1989 in Holzgerlingen. So sahen die meisten Wettbewerber sie in jenem Jahr
Foto: Axel Koenigsbeck©

Jürgen Hassold, der neue Mann im Boot

Für den Ende der Saison 1987 gesundheitlich angeschlagenen Ralf Hoormann war in den letzten DM-Meisterschaftsläufen Jürgen Hassold in Netterscheids Boot eingesprungen und konnte somit den dritten DM-Titel in jenem Jahr sichern.
Als dann im nachfolgenden Winter noch nicht abzusehen war, ob und wann Ralf Hoormann wieder fit fürs Side-Car war, fragte Walter Netterscheid Jürgen Hassold, ob er auch bereit sei, die Saison 1988 mit ihm zu fahren. Der sagte zu, obwohl er soeben erst Vater geworden war. Ralf Hoormann indessen stieg im Frühjahr – nachdem er sich erholt hatte, zu Jürgen Knübben ins Boot. Walter Netterscheid hielt Jürgen Knübben, den Sohn seines Rivalen zu DAMCV-Zeiten, für einen exzellenten Fahrer und Hoormann konnte mit diesem noch zahlreiche Erfolge einfahren.


Jürgen Hassold, Walter Netterscheif mit Sohn Patrick

„Mit dem Jürgen Hassold bin ich auf Anhieb sehr gut zurecht gekommen, der war vorher schon bei Exweltmeister Reinhard Böhler im Boot. Außerdem war der Jürgen ein verdammt harter Bursche“, erinnert sich Walter Netterscheid. „Unsere Ziele waren einerseits die Deutsche-Meisterschaft erneut zu gewinnen und in der Weltmeisterschaft unter die ersten sechs Platzierten zu kommen. Uns war klar, dass die Konkurrenz in der Weltmeisterschaft sehr schnell unterwegs und schwer zu schlagen war, insbesondere, wenn ich an die Hüsser-Zwillinge aus der Schweiz oder an Muller/van Heek aus Holland dachte“.

Netterscheids erfolgreichste WM-Teilnahme

Der Auftakt der WM-Meisterschaft war jedoch schon eine Herausforderung an die Frustrationstoleranz der beiden: Schon sehr früh in der Saison war der WM-Lauf in Spanien. Dazu musste das Team zunächst ca. 1.700 km für die Hinfahrt mit dem Transporter bewältigen. Und dann streikt im ersten Rennen am gespann einmal die Bremse nach einer Berührung mit einem Konkurrenten und im nächsten Lauf sprang die Kette ab. Ohne WM-Punkte fuhr das Team sodann wieder die ca. 1.700 km bis nach Hause.

Formidable“ Sprung nach vorne in Frankreich
Allerdings schon beim fünften Grand Prix-Lauf zur Meisterschaft, der in Frankreich stattfand, verbuchten die beiden einen ersten Laufgewinn und kletterten damit auf den dritten Tabellenrang. Die beiden Rennläufe in Frankreich wurden damals vom französischen Fernsehesender f3 übertragen und von zwei Moderatoren kommentiert. Es muss wohl eine Moto-Cross-Fan gewesen sein, der damals den ersten Lauf aufzeichnete. Im Mai 2011 stellte dieser Ausschnitten des ersten Laufes zu je ca. 15 Minuten auf YouTube ins Internet. Der Start ist zwar nicht dabei, aber man sieht Netterscheid/Hassold, wie sie sich in der ersten Phase des Rennens immer weiter nach vorne durchringen und schließlich die Führung bis ins Ziel übernehmen. Die Fernsehaufzeichnung zeigt die Dynamik des Rennens, die hochkonzentrierte Fahrt der WM-Teilnehmer am absoluten Limit und man kann erahnen, welche hohe körperliche Kraftanstrengung von den Fahr-Artisten für diese Leistung erbracht werden musste. Netterscheid/Hassold fahren mit der Startnummer 7.

Hier sind die Links zu den Videos

>>>>>>zum Video des ersten Teils

>
>>>>zum Video des zweiten Teils

Siege in der CSSR
Den Durchbruch erreichten sie schließlich in der damaligen CSSR in Oubenice vor der wohl größten und beeindruckendsten Zuschauerkulisse dieser Weltmeisterschaft. Weil Netterscheid im Vorjahr noch zusammen mit Ralf Hoormann in Oubenice das internationale Moto-Cross für Seitenwagen gewonnen hatte, war er bei den Tschechen schon ein Begriff und wurde von diesen ebenso favorisiert und angefeuert wie von mehreren Tausend Fans aus der DDR. Letzteren war offenbar wichtig, dass Deutsche überhaupt – ob „DDR“ oder „BRD“ war offenbar nicht so wichtig - auf ihrem Weg in der Weltmeisterschaft schon bis auf den dritten Platz aufgestiegen waren und für diese auch noch mehr drin zu sein schien. Für Netterscheid/Hassold war dieser WM-Lauf ein außerordentliches Erlebnis, an dessen Ende sie den Gesamtsieg errungen und ihr Punktekonto um 37 weitere Zähler aufgestockt hatten. Damit verdrängten sie den Holländer August Muller von seinem in den Vorjahren angestammten zweiten Platz.


Start in der Tschecheslowakei vor einer beeindruckenden Zuschauerkulisse

Einen ausführlicheren Bericht vom Rennen in der CSSR gibt es >>>hier


Unbekannter Einsatz bei einem WM- oder Inter-Rennen

Nach dem Erfolg in der CSSR hatten Netterscheid/Hassold es sich in den Kopf gesetzt, diesen zweiten Platz bis zum Ende der WM zu halten. „Den Glauben an den Gewinn der WM hatten wir da schon aufgegeben. Dafür waren die Hüsser-Zwillinge zur weit und zu souverän vorne, die hätten dann noch drei mal ausfallen müssen und das war zu unwahrscheinlich. Und die Konkurrenz saß uns im Nacken. Außer der guten fahrerischen Leistung waren wir deshalb darauf bedacht, alle noch ausstehenden Rennen ohne Ausfälle zu fahren“, erinnert sich Netterscheid an die damals taktisch kluge Vorgehensweise.


Während die Mechaniker das Gespann startklar machen, schauen Hubert Daniel aus Wesseling und sein Frau dabei zu

Beim Deutschen GP-Lauf in Holzgerlingen, in Österreich und in England konnten sie die Rennen mit ähnlich vielen Punkten vor den üblichen Verfolgern abschließen. Deshalb hatten vor dem finalen GP-Lauf im italienischen Arco Netterscheid/Hassolds Gegner nur noch theoretische Chancen, ihnen den Vizeweltmeistertitel hinter den Schweizer Weltmeistern Hüsser/Hüsser zu nehmen. Damit war für Netterscheid/Hassold weit mehr erreicht, als sie zum Sie Anfang des Jahres noch zu glauben gewagt hatten. Der Fachwelt hatten sie zudem gezeigt, dass der vierte Platz in der Weltmeisterschaft zwei Jahre zuvor alles andere als eine Eintagsfliege war.


Die offizielle Autogrammkarte 1988 wurde von einem Sponsor gedruckt


Warten beim Vorstart


Grand-Prix-Lauf in Österreich Foto: Axel Koenigsbeck©


1988 in Holzgerlingen, Deutschland-Grand-Prix Foto: Axel Koenigsbeck©


Nahkampf in Holzgerlingen ... Foto: Axel Koenigsbeck©


... über mehrere Runden, den Zuschauern zur Freude
Foto: Axel Koenigsbeck©


Beim WM-Lauf in Frankreich Foto: Axel Koenigsbeck©
Beim Anklicken des Fotos startet über You Tube ein Video vom gewonnenen WM-Lauf in Frankreich


Jürgen Hassold und Walter Netterscheid harmonierten bestens miteinander


In einer schnellen Rechtskurve


Bei der Vorbereitung dieses Portraits holte Walter Netterscheid auch den Pokal des Vizeweltmeisters hervor


Bei einem DM-Lauf

Die Deutsche Meisterschaft endete zum vierten Mal mit dem Meistertitel


Netterscheid/Hassold fuhren 1988 mit großem Vorsprung durch die Deutsche Meisterschaft Foto: Axel Koenigsbeck©

In der Deutschen Meisterschaft übernahmen Netterscheid/Hassold zum dritten Mal als die Titelverteidiger von Anbeginn an die Führung und bauten sie souverän und kontinuierlich bis zum Saisonende aus. Im August lagen Sie bereits mit einem dicken Punktepolster weit vor den Zweitplatzierten.


1988 Gießen in der Kurve kurz nach dem Start

Spannung für die Zuschauer gab es in der Meisterschaft mehr im Kampf um die nachfolgenden Plätze Zwei und Drei.


Nach dem Rennen


DM-Lauf in Reil an der Mosel „auf dem heißen Stein“


Die Siegerehrung in Reil an der Mosel nahm die Weinkönigin des Ortes vor. Zur Siegerprämie gehörten zudem viele Flaschen Wein


Netterscheid/Hassold bei einem Inter-Rennen

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